Das Projekt KI-Zeitreise
von Karl Jaeger
Fortsetzung: KI-Zeitreise
Programmieren lernen macht mehr Mühe als zu "googeln", bringt aber auch deutlich mehr und vor allem es ist nachhaltiger als die kurzlebigen Modewellen des "Internet", Neudeutsch für World Wide Web. Die relativ simple Erklärung wie es funktioniert, gehört bereits zum Expertenwissen und wird meist nur Informatikstudenten und in Seminaren der Erwachsenenbildung vermittelt. Dabei gehört dies genauso zu den Grundlagen wie z.B. binäre Algebra.
Hier werden von den großen Playern im Markt gnadenlos deren Eigeninteressen durchgesetzt. Beispiele sind Apple, Cisco und Microsoft, die alle drei milliionenschwere Bildungsinitiativen seit Jahrzehnten betreiben und damit Ihre Marktposition sichern. Bei letztgenannter Firma ist dies am einfachsten nachzuvollziehen. Die Frage "Nenne mir ein Betriebssystem" wird, vorausgesetzt der gefragte Begriff ist bekannt, zu 99% mit der Antwort "Windows" beantwortet, was zumindest näherungsweise nicht ganz falsch ist. Die axakte Antwort müsste eine Versionsnummer tragen. Das ist die Ebene auf die wir uns begeben wollen. Aber anfangen tut alles mit 0 und 1 und dem ersten Befehl: INPUT
Wir begeben uns daher auf eine Zeitreise in die frühen Anfänge der KI: Wir schreiben das Jahr 1983. Die "Maus" war gerade mit "Lisa" von Apple auf den Markt gebracht aber noch nicht verbreitet. Unsere Arbeitsstation ist ein NEC P8801, ein Heimcomputer der 80er-Jahre mit einem Zilog Z80-Prozessor. Als Arbeitssprache setzen wir Basic ein, der damals auf Home Computern am meisten verbreiteten Sprache, die letztlich dazu führte, dass Microsoft der Konzern wurde, der er heute ist. Diese Sprache wurde vornehmlich zum Spielen aber auch für ernsthafte Ingenieraufgaben eingesetzt. Die Spiele wurden in Computerzeitschriften abgedruckt, die am Kiosk verkauft wurden und abends abgetippt. Jeder Tippfehler führte zu stundenlanger Fehlersuche im Code. Die ersten "Hacker" waren geboren!
Wir werden also zum "Coder" und schreiben unser erstes eigenes Programm. Dazu benutzen wir die Tastatur, die verglichen mit einem aktuellen Gerät, Telefon=Computer!, in etwa der Wählscheibe an einem Telefon der Nachriegsjahre entspricht. Wir drücken "RETURN". Es erscheint ... NICHTS! Nur ein blinkender Cursor...

Das erste Programm
Lektion 02 des MCC BASIC-KURS ist als Nadeldruckerausgabe erhalten geblieben. Dort heisst es: "wenn wir das Programm aus Lektion 01 sinngemäß erweitern, dann fragt der Computer so lange nach dem richtigen Namen, bis er übereinstimmt." Also eine einfache Passwortabfrage. Es folgt der mit Zeilennummer(!) einzugebende Code:
10 INPUT "Wie heisst Du?"; N$
20 IF N$ = "dein Name" THEN PRINT "RICHTIG" ELSE GOTO 10
Es war nur noch die "RUN"-Taste zu drücken und es ging los! Vorher waren natürlich viele Erklärungen fällig, z.B. dass bei "dein Name" der eigene Name eingetippt werden muss oder dass es sich bei N$ um eine Speichervariable handelt, in der der eingebene Wert festgehalten wird.
KI-Historie
1966 schrieb der bekannte KI-Forscher Joseph Weizenbaum am MIT das Programm ELIZA, das natürlliche Sprache simulierte. Die Mehrzahl der Benutzer waren sicher, dass sie sich mit einem menschlichen Doktor unterhielten und nicht mit einem recht simplen Computerprogramm. Wie einfach ein solches Programm entwickelt werden kann mit den damals zur Verfügung stehenden Mitteln wollen wir in unserem Exponat zeigen. Mit einer einfachen Erweiterung unseres Programm Zweizeilers erläutern wir das Prinzip anschaulich, siehe Bild.

ELIZA 2
Das von Weizenbaum verwendete Programmscript DOCTOR war natürlich länger als unser einfaches Beispiel, verwendete aber die gleichen Techniken. Aus dem Bild kann man gut den prinzipiellen Gesprächsverlauf erkennen. Mit wirklicher künstlicher Intelligenz hat dies natürlich noch wenig zu tun. Seine Zeitgenossen waren aber überzeugt, dass ab dem Jahre 2000 Programmierer arbeitslos sein würden, weil sich die Maschinen bis dahin selbst programmieren würden. Nun es kam etwas anders...
Übrigenss: Von ELIZA gibt es zahlreiche BASIC Versionen. Wer also Lust hat drei DIN-A4 Seiten BASIC abzutippen... Eventuell hilft ein OCR-Reader.
download PDF
Das Projekt ist auch als Präsentation verfügbar, die natürlich am besten "Life" funktioniert! Für alle andern gibt es einen download URL
